Elternzeit im Lebenslauf

Die Elternzeit gehört zu dir und damit in den Lebenslauf. Viele Jobsuchende scheuen sich jedoch, sie anzugeben, um beim Wettbewerb um die neue Stelle nicht benachteiligt zu sein. Wie du deine Elternzeit im Lebenslauf richtig angibst, um ganz vorne mit dabei zu sein, verraten wir dir hier.
Karl Kahler
Content Writer & Editor
Aktualisiert 10 Juli 2024

Für viele Mütter und Väter gehört die Elternzeit zu einer der schönsten Phasen im Leben: ein willkommener Cut, die Welt aus Kinderaugen sehen und jede Menge neue Erfahrungen. Doch irgendwann ist jede Elternzeit zu Ende, die Kolleginnen und Kollegen fehlen dir und die beruflichen Herausforderungen locken aufs Neue. Eltern wie Arbeitgeber haben jedoch oft Zweifel, ob der Wiedereinstieg genauso reibungslos klappt wie Windeln wechseln. 

Wir können dich beruhigen – es gibt keinen Grund zur Sorge. Denn auch in der Elternzeit sammelst du ganz nebenbei Pluspunkte, die Vorgesetzte zu schätzen wissen. Alles Wesentliche rund um die Elternzeit im Lebenslauf erfährst du hier.

Grundsätzliches zur Elternzeit

In Deutschland ist die Elternzeit im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) geregelt. Die Bestimmungen sehen vor, dass Arbeitnehmer/innen während der Elternzeit von der Arbeit freigestellt werden und ihr Arbeitsverhältnis fortbesteht, ohne dass sie ihre reguläre Tätigkeit ausüben müssen. Während der Elternzeit besteht ein besonderer Kündigungsschutz. Der Anspruch auf Elternzeit besteht für jeden Elternteil bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres des Kindes.

Erziehungsurlaub, Mutterschutzurlaub und Schwangerschaftsurlaub

  • Die Bezeichnung Erziehungsurlaub wurde zum 1. Januar 2001 durch den Begriff Elternzeit abgelöst und beschreibt die Auszeit, in der du dich der Erziehung deines neugeborenen oder adoptierten Kindes widmest.
  • Mutterschutz- und Schwangerschaftsurlaub sind ebenfalls identisch. Mutterschutz besteht für alle schwangeren und stillenden Frauen, die in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, und ist im Mutterschutzgesetz (MuSchuG) geregelt.

Warum du Elternzeit im Lebenslauf angeben solltest

In den meisten Fällen solltest du die Elternzeit im Lebenslauf angeben. Warum? 

  • Wenn du die Elternzeit weglässt, entstehen Lücken im Lebenslauf, die von potenziellen Arbeitgebern negativ ausgelegt werden könnten.
  • In der Elternzeit erwirbst du wertvolle Soft Skills. Prioritäten setzen, Stressresistenz, Einfühlungsvermögen und Organisieren hast du gerade in der Elternzeit ausgiebig trainiert. Idealerweise hast du dich auch beruflich weitergebildet.
  • Während der Elternzeit hast du neue Perspektiven kennengelernt und weißt besser als je zuvor, was dir Beruf und Karriere wert sind. Arbeitgeber schätzen deine Entschlossenheit.

Übrigens: Immer mehr Unternehmen erkennen die Bedeutung von Work-Life-Balance und wertschätzen Mitarbeiter/innen, die sich bewusst Zeit für ihre Familie nehmen. Und wer weiß, vielleicht hat dein Gegenüber selbst Kinder im Krabbelalter – dann rennst du ohnehin offene Türen ein. Rechtfertigen für deine Elternzeit solltest du dich in keinem Fall.

Expertentipp

Wann du die Elternzeit nicht angeben musst

Wenn die Elternzeit unter einem Jahr lang war und das Arbeitsverhältnis nicht mehr besteht, ist sie für einen neuen Arbeitgeber eigentlich irrelevant. Dann kannst du sie im Lebenslauf und im Anschreiben weglassen. Dasselbe gilt, wenn die Elternzeit schon lange zurückliegt.

Elternzeit im Lebenslauf – das denken Personaler

Eltern haben Anspruch darauf, nach der Elternzeit in ihren Job zurückzukehren. Doch viele Personalverantwortliche stehen dem Wiedereinstieg von Mitarbeitenden nach der Elternzeit kritisch gegenüber. Zwar sind die Befürchtungen oft unberechtigt, aber wenn du sie kennst, kannst du dich in deinem Lebenslauf und im Vorstellungsgespräch optimal darauf vorbereiten.

Wiedereinstieg nach Elternzeit – die häufigsten Bedenken von Arbeitgebern:

  1. Kinderbetreuung: Eine Sorge ist, dass du als Arbeitskraft kaum verfügbar bist, weil dein Kind häufig krank oder die Kita geschlossen ist.
  2. Belastbarkeit: Viele Arbeitgeber vermuten, dass Eltern weniger belastbar sind, da sie durch ihre Familiensituation stark in Anspruch genommen werden.
  3. Flexibilität: Natürlich bist du als Elternteil nicht mehr so flexibel wie früher. Hier braucht ein Arbeitgeber eine klare Aussage von dir, wie viele Wochenstunden du zur Verfügung stehst.
  4. Fachwissen: Manche Arbeitgeber befürchten, dass während der Elternzeit die Karriere in den Hintergrund gerückt ist und wichtiges Fachwissen nicht mehr auf dem neuesten Stand ist.
  5. Erfahrungswissen: Auch hier wird oft gemutmaßt, Eltern könnten während der Elternzeit „eingerostet“ sein.
  6. Entfremdung und Lernbereitschaft: Wer lange in Elternzeit war, hat mitunter technologische Weiterentwicklungen verpasst. Arbeitgeber befürchten deshalb eine gewisse „Entfremdung“ mit dem Arbeitsbereich und mutmaßen, dass auch die Lernbereitschaft begrenzt ist.

Elternzeit im Lebenslauf – damit kannst du punkten 

Da kommt einiges an Vorurteilen zusammen. Aber keine Sorge, die meisten Bedenken von Arbeitgebern kannst du ausräumen, indem du deine während der Elternzeit erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse im Lebenslauf hervorhebst:

  1. Mit Weiterbildungen, Kursen oder Seminaren zeigst du, dass du die Familienpause zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung genutzt hast.
  2. Mit ehrenamtlichen Aktivitäten, etwa in der Nachbarschaftshilfe oder einem Verein, unterstreichst du deine sozialen Kompetenzen und dein Engagement.
  3. Selbstständige Projekte: Wenn du in der Elternzeit eigene Projekte gestartet oder daran mitgewirkt hast, z. B. einen Blog oder ein kleines Gewerbe, solltest du auch diese im Lebenslauf erwähnen, um deine Initiative und unternehmerischen Fähigkeiten zu betonen.

Elternzeit korrekt im Lebenslauf angeben – so geht’s

Platziere die Elternzeit in deinem Lebenslauf chronologisch im Abschnitt „Berufserfahrung“ (auch „ Beruflicher Werdegang“). So bleibt der Lebenslauf übersichtlich und die Elternzeit fügt sich nahtlos in den bisherigen Werdegang ein.

Integriere sie bei deinem derzeitigen Arbeitgeber, falls du momentan in einem Arbeitsverhältnis stehst. Erstelle eine eigene Station für die Elternzeit, falls du derzeit nicht in einem Arbeitsverhältnis stehst. Gib in beiden Fällen den genauen Zeitraum (von – bis) der Elternzeit an.

Beispiele für die Angabe von Elternzeit im Lebenslauf

Elternzeit in einem aktiven Beschäftigungsverhältnis

Bist du derzeit noch angestellt, gibst du deine Elternzeit als Zusatzinformation zum bestehenden Job an, z. B. so:

Beispiel

Beruflicher Werdegang

05/2019 – heute 

Die Werbemacher GmbH & Co. KG

Produktmanagerin

  • Customer Relations
  • Durchführung und Auswertung von Zufriedenheitsumfragen
  • Konzeption neuer Produkte

Elternzeit seit 08/2023

Elternzeit ohne aktives Beschäftigungsverhältnis

Bist du derzeit ohne festes Beschäftigungsverhältnis, bekommt die Elternzeit einen eigenen Abschnitt. Zusatzqualifikationen solltest du dann besonders betonen.

Beispiel

Beruflicher Werdegang

05/2019 – heute 

Elternzeit und berufliche Neuorientierung

  • C1/C2-Sprachkurs „Advanced Business English“
  • IHK-Zertifikat „Fachkraft für Content Marketing“
  • Fernstudium Markt- und Werbepsychologie
  • Ehrenamtliche Leitung der Nachbarschaftshilfe

Sind Mütter und Väter in Elternzeit gleichgestellt?

Wenngleich Mütter und Väter gleichberechtigt Elternzeit in Anspruch nehmen können, wird dies seitens der Arbeitgeber oft unterschiedlich bewertet. Dies hat eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung ergeben.

Die Bewerberinnen, die im Lebenslauf angegeben hatten, ein ganzes Jahr Elternzeit genommen zu haben, wurden anderthalb Mal so oft zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wie die Frauen, die nur zwei Monate Elternzeit angegeben hatten. 

Ein Laborexperiment zeigte außerdem, dass Frauen, die nur sehr kurz zu Hause geblieben waren, als zu ehrgeizig, zu egoistisch und weniger freundlich wahrgenommen wurden, als diejenigen, die ein Jahr Elternzeit genommen haben.

Für Männer galt das nicht. Egal, ob sie kurz oder lang in Elternzeit waren: es hatte für sie keine Vorteile oder Nachteile. 

Somit stecken Frauen in einem Dilemma: Geben sie eine kurze Elternzeit an, wirken sie unsympathisch. Haben sie eine lange Elternzeit hinter sich, wird dies ebenfalls negativ ausgelegt. 

Häufig gestellte Fragen zur Elternzeit im Lebenslauf

Wird Elternzeit im Zeugnis vermerkt?

Grundsätzlich darf der Arbeitgeber die Elternzeit nicht im Arbeitszeugnis erwähnen. Anders sieht es aus, wenn die Dauer der Unterbrechung der Beschäftigung durch die Elternzeit bezogen auf die Dauer des Arbeitsverhältnisses wesentlich ist (in der Regel 70 %).

Muss ich die Elternzeit im Bewerbungsschreiben angeben?

Du kannst die Elternzeit im Bewerbungsschreiben erwähnen, wenn dies für die ausgeschriebene Stelle relevant ist. Füge in dem Fall gegen Ende deines Anschreibens einen kurzen Satz ein wie: „Derzeit befinde ich mich noch in Elternzeit, stehe jedoch ab dem 1. Juni 2024 für eine neue Position zur Verfügung.“

Wie gebe ich Kinder im Lebenslauf an?

Die Angabe von Kindern im Lebenslauf ist optional. Falls du dich dafür entscheidest, erwähnst du sie beim Familienstand (durch ein Komma abgetrennt). Das Alter der Kinder kannst du in Klammern angeben.

Fazit

Auch wenn die Elternzeit für einige Personaler noch mit negativen Attributen verbunden ist, sollte sie im Lebenslauf erwähnt werden – allein schon, um Lücken zu vermeiden. Wenn du die potenziellen Bedenken deines neuen (oder bisherigen) Arbeitgebers kennst, kannst du dich gezielt darauf vorbereiten und etwaige Zweifel mit den Kenntnissen und Fähigkeiten ausräumen, die du während deiner Elternzeit erworben hast.

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