Für viele Mütter und Väter gehört die Elternzeit zu einer der schönsten Phasen im Leben: ein willkommener Cut, die Welt aus Kinderaugen sehen und jede Menge neue Erfahrungen. Doch irgendwann ist jede Elternzeit zu Ende, die Kolleginnen und Kollegen fehlen dir und die beruflichen Herausforderungen locken aufs Neue. Eltern wie Arbeitgeber haben jedoch oft Zweifel, ob der Wiedereinstieg genauso reibungslos klappt wie Windeln wechseln.
Wir können dich beruhigen – es gibt keinen Grund zur Sorge. Denn auch in der Elternzeit sammelst du ganz nebenbei Pluspunkte, die Vorgesetzte zu schätzen wissen. Alles Wesentliche rund um die Elternzeit im Lebenslauf erfährst du hier.
In Deutschland ist die Elternzeit im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) geregelt. Die Bestimmungen sehen vor, dass Arbeitnehmer/innen während der Elternzeit von der Arbeit freigestellt werden und ihr Arbeitsverhältnis fortbesteht, ohne dass sie ihre reguläre Tätigkeit ausüben müssen. Während der Elternzeit besteht ein besonderer Kündigungsschutz. Der Anspruch auf Elternzeit besteht für jeden Elternteil bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres des Kindes.
Erziehungsurlaub, Mutterschutzurlaub und Schwangerschaftsurlaub
In den meisten Fällen solltest du die Elternzeit im Lebenslauf angeben. Warum?
Übrigens: Immer mehr Unternehmen erkennen die Bedeutung von Work-Life-Balance und wertschätzen Mitarbeiter/innen, die sich bewusst Zeit für ihre Familie nehmen. Und wer weiß, vielleicht hat dein Gegenüber selbst Kinder im Krabbelalter – dann rennst du ohnehin offene Türen ein. Rechtfertigen für deine Elternzeit solltest du dich in keinem Fall.
Wann du die Elternzeit nicht angeben musst
Wenn die Elternzeit unter einem Jahr lang war und das Arbeitsverhältnis nicht mehr besteht, ist sie für einen neuen Arbeitgeber eigentlich irrelevant. Dann kannst du sie im Lebenslauf und im Anschreiben weglassen. Dasselbe gilt, wenn die Elternzeit schon lange zurückliegt.
Eltern haben Anspruch darauf, nach der Elternzeit in ihren Job zurückzukehren. Doch viele Personalverantwortliche stehen dem Wiedereinstieg von Mitarbeitenden nach der Elternzeit kritisch gegenüber. Zwar sind die Befürchtungen oft unberechtigt, aber wenn du sie kennst, kannst du dich in deinem Lebenslauf und im Vorstellungsgespräch optimal darauf vorbereiten.
Wiedereinstieg nach Elternzeit – die häufigsten Bedenken von Arbeitgebern:
Da kommt einiges an Vorurteilen zusammen. Aber keine Sorge, die meisten Bedenken von Arbeitgebern kannst du ausräumen, indem du deine während der Elternzeit erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse im Lebenslauf hervorhebst:
Platziere die Elternzeit in deinem Lebenslauf chronologisch im Abschnitt „Berufserfahrung“ (auch „ Beruflicher Werdegang“). So bleibt der Lebenslauf übersichtlich und die Elternzeit fügt sich nahtlos in den bisherigen Werdegang ein.
Integriere sie bei deinem derzeitigen Arbeitgeber, falls du momentan in einem Arbeitsverhältnis stehst. Erstelle eine eigene Station für die Elternzeit, falls du derzeit nicht in einem Arbeitsverhältnis stehst. Gib in beiden Fällen den genauen Zeitraum (von – bis) der Elternzeit an.
Bist du derzeit noch angestellt, gibst du deine Elternzeit als Zusatzinformation zum bestehenden Job an, z. B. so:
Beruflicher Werdegang
05/2019 – heute
Die Werbemacher GmbH & Co. KG
Produktmanagerin
Elternzeit seit 08/2023
Bist du derzeit ohne festes Beschäftigungsverhältnis, bekommt die Elternzeit einen eigenen Abschnitt. Zusatzqualifikationen solltest du dann besonders betonen.
Beruflicher Werdegang
05/2019 – heute
Elternzeit und berufliche Neuorientierung
Wenngleich Mütter und Väter gleichberechtigt Elternzeit in Anspruch nehmen können, wird dies seitens der Arbeitgeber oft unterschiedlich bewertet. Dies hat eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung ergeben.
Die Bewerberinnen, die im Lebenslauf angegeben hatten, ein ganzes Jahr Elternzeit genommen zu haben, wurden anderthalb Mal so oft zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wie die Frauen, die nur zwei Monate Elternzeit angegeben hatten.
Ein Laborexperiment zeigte außerdem, dass Frauen, die nur sehr kurz zu Hause geblieben waren, als zu ehrgeizig, zu egoistisch und weniger freundlich wahrgenommen wurden, als diejenigen, die ein Jahr Elternzeit genommen haben.
Für Männer galt das nicht. Egal, ob sie kurz oder lang in Elternzeit waren: es hatte für sie keine Vorteile oder Nachteile.
Somit stecken Frauen in einem Dilemma: Geben sie eine kurze Elternzeit an, wirken sie unsympathisch. Haben sie eine lange Elternzeit hinter sich, wird dies ebenfalls negativ ausgelegt.
Grundsätzlich darf der Arbeitgeber die Elternzeit nicht im Arbeitszeugnis erwähnen. Anders sieht es aus, wenn die Dauer der Unterbrechung der Beschäftigung durch die Elternzeit bezogen auf die Dauer des Arbeitsverhältnisses wesentlich ist (in der Regel 70 %).
Du kannst die Elternzeit im Bewerbungsschreiben erwähnen, wenn dies für die ausgeschriebene Stelle relevant ist. Füge in dem Fall gegen Ende deines Anschreibens einen kurzen Satz ein wie: „Derzeit befinde ich mich noch in Elternzeit, stehe jedoch ab dem 1. Juni 2024 für eine neue Position zur Verfügung.“
Die Angabe von Kindern im Lebenslauf ist optional. Falls du dich dafür entscheidest, erwähnst du sie beim Familienstand (durch ein Komma abgetrennt). Das Alter der Kinder kannst du in Klammern angeben.
Auch wenn die Elternzeit für einige Personaler noch mit negativen Attributen verbunden ist, sollte sie im Lebenslauf erwähnt werden – allein schon, um Lücken zu vermeiden. Wenn du die potenziellen Bedenken deines neuen (oder bisherigen) Arbeitgebers kennst, kannst du dich gezielt darauf vorbereiten und etwaige Zweifel mit den Kenntnissen und Fähigkeiten ausräumen, die du während deiner Elternzeit erworben hast.