Handschriftlicher Lebenslauf

Im Zeitalter der Digitalisierung können sich viele Jobsuchende kaum mehr vorstellen, wie aufwändig die Erstellung eines Lebenslaufs vor der Erfindung des Computers und Karriereportalen wie cvapp.de gewesen sein mag. Wenngleich es Schreibmaschinen gab, war die Schriftprobe in Form eines handschriftlich verfassten Lebenslaufs ein absolutes Muss. Umso überraschender dürfte die Tatsache sein, dass der handschriftliche Lebenslauf bis heute überlebt hat – wenn auch nur in Ausnahmefällen. In welchen Situationen du eventuell einen handschriftlichen Lebenslauf benötigst und wie du diesen erstellst, verraten wir dir hier.

Was ist ein handschriftlicher Lebenslauf?

Ein handschriftlicher Lebenslauf (auch ausführlicher Lebenslauf) ist ein Dokument, das du deiner Bewerbung beifügst und in dem du deinen schulischen und beruflichen Werdegang in handschriftlicher Form beschreibst. 

Der handschriftliche Lebenslauf ist kein tabellarischer Lebenslauf, sondern wird in Form eines Aufsatzes verfasst. Eine weitere Besonderheit: Der handschriftliche Lebenslauf ist chronologisch aufgebaut, das heißt, du startest in der Vergangenheit und arbeitest dich zur Gegenwart vor.

Wo wird der handschriftliche Lebenslauf verlangt und warum?

Aber weshalb solltest du dir im Zeitalter von LinkedIn und XING noch die Mühe machen, einen handschriftlichen Lebenslauf anzufertigen? Richtig, der handschriftliche Lebenslauf ist tatsächlich nahezu ausgestorben, dennoch hat diese Spezies überraschenderweise in bestimmten Bereichen überlebt.

Abgesehen von einigen wenigen Unternehmen brauchst du ihn beispielsweise, wenn du dich bei Behörden, im juristischen Bereich, bei der Bundespolizei oder um ein Stipendium bewirbst.  Aber warum so kompliziert, wenn es auch einfach geht? Es kann verschiedene Gründe haben, weshalb Arbeitgeber einen handschriftlichen Lebenslauf verlangen.

1. Aufrichtiges Interesse
   Ein handschriftlicher Lebenslauf ist zeitaufwendig und erfordert mehr Engagement als ein elektronisch verfasster Lebenslauf. Wenn du dich darauf einlässt, deinen Lebenslauf manuell zu erstellen, zeigst du, dass du dich wirklich für die Stelle interessierst und keine Massenbewerbungen verschickst.
    
2. Berufliche Relevanz der Handschrift
   Für bestimmte Berufe (wie Lehrer/in, Grafiker/in, Schriftsteller/in oder Berater/in, aber auch für Mitarbeitende in Archiven, Behörden oder Kindergärten) ist eine ordentliche und saubere Handschrift von Bedeutung. Ein handschriftlicher Lebenslauf gibt Aufschluss darüber, ob du dieses Kriterium erfüllst.
    
3. Persönliche Zuordnung
   Zur Anmeldung für das erste Staatsexamen müssen angehende Juristen/Juristinnen oft einen handschriftlichen Lebenslauf einreichen. Diese Schriftprobe dient dazu, einen eventuellen Betrug bei der Prüfung einfacher nachweisen zu können.
    
4. Persönlichkeit und Charakter
   Anhand einer graphologischen Untersuchung lassen sich Rückschlüsse auf deine Persönlichkeit und deinen Charakter ziehen. Sollte bei dem von dir ins Auge gefassten Arbeitgeber ein Graphologe zum Einsatz kommen, dann jedoch erst in der letzten Runde des Auswahlverfahrens.

Auch für die Einbürgerung wird der Lebenslauf handschriftlich und nicht am PC erstellt. Damit soll überprüft werden, ob in einer fremden Schriftart und Sprache gut und leserlich geschrieben werden kann. 

Handschriftlicher Lebenslauf – Aufbau, Inhalt, Stil

Kommen wir zur Sache: Wie sieht ein handschriftlicher Lebenslauf aus und was musst du bei dieser Sonderform des Lebenslaufs beachten?

Aufbau und Inhalt

Dein handgeschriebener Lebenslauf sollte maximal zwei Seiten lang sein und – wie einst der Aufsatz in der Schule – aus folgenden drei Kernkomponenten bestehen:

• Einleitung
• Hauptteil
• Schluss

In diese Abschnitte wiederum integrierst du die Gliederungspunkte, die du aus dem klassischen tabellarischen Lebenslauf bereits kennst:

1. Einleitung

• Persönliche Daten wie Name, Anschrift, Kontakt

2. Hauptteil

• Ausbildung: Schule, Ausbildung, Studium
• Berufserfahrung: Jobs, Praktika, Tätigkeiten, Erfolge
• Kenntnisse: Sprachkenntnisse, IT-Kenntnisse, Zusatzqualifikationen, besondere Kenntnisse
• Freizeitaktivitäten und Interessen: Hobbys, Ehrenamt, soziales Engagement

3. Schluss

• Ort, Datum, Unterschrift

Stil

Mit dem handgeschriebenen Lebenslauf möchte dich der Personaler/die Personalerin besser kennenlernen. Hebe deine Qualifikationen und Kompetenzen hervor, aber vermeide es, Informationen einfach nur aufzulisten. Der handschriftliche Lebenslauf wird in Aufsatzform verfasst, das heißt, du musst vollständige Sätze formulieren und die Abschnitte schlüssig miteinander verbinden.

Trenne die thematischen Abschnitte im Hauptteil (Schule, Ausbildung, Studium, berufliche Stationen, Praktika, Kenntnisse, Hobbys, Ehrenamt usw.) durch Absätze, damit der oder die Recruiter/in leichter erkennt, welche Stationen du durchlaufen hast.

Handschriftlicher Lebenslauf – Muster

Damit du dir all das besser vorstellen kannst, haben wir ein Muster für dich erstellt. Das nachfolgende Beispiel veranschaulicht, welche Formulierungen du wählen kannst und wie dein handschriftlicher Lebenslauf aussehen könnte. 

Handschriftlicher Lebenslauf – Praxistipps

Zu guter Letzt noch einige Praxistipps, damit dein handschriftlicher Lebenslauf bei deinem zukünftigen Arbeitgeber gut ankommt:

• Formuliere deinen Lebenslauf zuerst am Computer vor. Wenn du mit dem Ergebnis zufrieden bist, schreibe den Lebenslauf handschriftlich ab (verwende nicht einfach eine digitale Handschrift!)
• Verwende ein unliniertes, hochwertiges Blatt Papier (Stärke ca. 120 g/m²).
• Lege ein kräftig liniertes Blatt unter das Blatt auf dem du schreibst, um möglichst geradlinig zu schreiben.
• Verwende einen hochwertigen (nicht „kleckernden“) Füllfederhalter und blaue Tinte – keinen Kugelschreiber, Filzstift oder Bleistift.
• Damit keine Fingerabdrücke entstehen und nichts verwischt, verwende eine geeignete Unterlage und decke den unteren Blattbereich mit Löschpapier ab.
• Wenn du dich verschrieben hast, musst du leider noch einmal von vorne beginnen – verzichte auf Tipp-Ex oder ähnliche Korrekturmittel.
• Prüfe deinen handschriftlichen Lebenslauf vor dem Absenden noch einmal auf Herz und Nieren!

Fazit

Wenngleich er stark aus der Mode gekommen ist, wird der handschriftliche Lebenslauf in manchen Bereichen nach wie vor angefordert. Falls dies bei deiner Stellenbeschreibung der Fall sein sollte und wenn dein Herz für den neuen Job schlägt, dann traue dich! Wenn du unsere Tipps beherzigst, kannst du mit deinem handgeschriebenen Lebenslauf durchaus Punkte sammeln – denn sehr viele Bewerber/innen dürfte allein diese Anforderung abschrecken.

Viele weitere nützliche Tipps sowie Muster und Beispiele für ansprechende digitale Lebensläufe findest du hier bei uns. Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Bewerbung!