Der Abschnitt „Bildungsweg“ (auch „Ausbildung“) ist neben deinem beruflichen Werdegang eine der Kernkomponenten deines Lebenslaufs. Er listet wichtige Stationen wie Schule und Studium, aber auch größere Weiterbildungen oder Umschulungen auf. Da er Personalern wichtige Hinweise auf deine Eignung für den Job gibt, solltest du der Gestaltung dieses Abschnitts besondere Aufmerksamkeit widmen. Worauf du dabei achten solltest, erfährst du in den nachfolgenden Abschnitten.
Damit Personaler bei der Lektüre deines Lebenslaufs auf einen Blick das Wichtigste zu dir erkennen können, bietet sich folgender Aufbau an:
Grundsätzlich wird der berufliche Werdegang höher gewertet als der Bildungsweg. Bewerber/innen mit Berufserfahrung ab ein oder zwei Jahren nennen daher zuerst ihre Berufserfahrung und gehen dann auf die Ausbildung ein.
Anders verhält es sich bei Berufseinsteiger/innen mit wenig Berufserfahrung. Deren Bildungsweg hat (noch) eine höhere Gewichtung als die Berufserfahrung, weshalb er direkt nach den persönlichen Daten aufgeführt werden sollte.
Trotz der großen Bedeutung deines Ausbildungshintergrunds solltest du nicht willkürlich jedes Zertifikat in diesem Abschnitt aufführen.
Folgende Angaben gehören üblicherweise zum Bildungsweg:
Diese Angaben gehören in der Regel nicht zum Bildungsweg:
Bildungsweg individuell anpassen
Man könnte annehmen, dass der Abschnitt zur Ausbildung im Lebenslauf ein statischer Block ist, der bei jeder Bewerbung 1:1 übernommen werden kann. Schließlich bleiben die Eckdaten zu Schule, Ausbildung oder Studium ein Leben lang die gleichen – abgesehen von Erweiterungen durch zusätzliche Qualifikationen.
Korrekt. Doch welche Fortbildungen und Kurse du in den Abschnitt aufnimmst, wie ausführlich du auf Diplomarbeiten eingehst oder welche Aspekte deines Bildungswegs du besonders betonst, solltest du stets an die Stelle anpassen, auf die du dich bewirbst.
Indem du Irrelevantes weglässt und Nützliches aufnimmst, unterstreichst du deine Eignung.
Der Bildungsweg im Lebenslauf wird in Form einer zweispaltigen Tabelle dargestellt (jedoch ohne sichtbare Linien).
Pflichtangaben:
Optionale Angaben:
Darstellung:
Beginne mit dem höchsten Abschluss (z. B. Master) und gehe dann in umgekehrt chronologischer Reihenfolge in die Vergangenheit zurück.
Links nennst du den Zeitraum deiner Ausbildung. Dabei genügt die Angabe von Monat und Jahr, z. B. MM/JJJJ – MM/JJJJ. Dauert deine Ausbildung noch an, gibst du das Anfangsdatum und den Hinweis „– heute“ an.
In der rechten Spalte führst du die genaue Bezeichnung, die Einrichtung und den Ort deiner Ausbildung auf. Bei einem besonders guten Abschluss solltest du auch die Note angeben.
Dies könnte beispielsweise so aussehen:
COPYABLE EXAMPLE:
Ausbildung zur staatlich geprüften Übersetzerin für die englische Sprache
10/2015 – 08/2018
Fachakademie für Fremdsprachen und Auslandskunde der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
Fachbereich Wirtschaft
Abschlussnote: 1,6
Beeidigung am Landgericht Nürnberg
Es empfiehlt sich, die letzten 2-3 Bildungsabschlüsse anzugeben. Wie weit du dabei ins Detail gehen und ob du wirklich jede Station angeben solltest, richtet sich primär danach, wie lange du schon im Berufsleben stehst und auf welche Stelle du dich bewirbst.
Beispiel: Wenn du schon seit zehn Jahren arbeitest, ist es nicht relevant, ob du auf dem Gymnasium an der Schülerzeitung mitgewirkt hast. In diesem Fall bietet es sich an, nur deinen höchsten Bildungsabschluss anzugeben. Wenn du promovierter Historiker bist, musst du auch dein Abitur nicht zwingend erwähnen.
Nachfolgend einige Beispiele dafür, wie du deinen Bildungsweg auf unterschiedlichen Karrierestufen zur Geltung bringst:
Angenommen, du bewirbst dich nach dem Abitur ohne Berufserfahrung für ein Praktikum bei einer Redaktion. In dem Fall kannst du neben dem Leistungskurs Deutsch und deiner hervorragenden Abschlussnote ruhig auch deine Tätigkeit als Redakteur/in bei der Schülerzeitung erwähnen.
Bildungsweg
09/2008 – 05/2016
Abitur (Note 1,4)
Käthe-Kollwitz-Gymnasium, Düsseldorf
Leistungskurse Deutsch und Englisch
Dreijährige Tätigkeit als Redakteurin der Schülerzeitung „Auf geht’s“
Achte bei einem Bachelor- oder Masterabschluss darauf, dass du das Studienfach und eventuelle Nebenfächer und Schwerpunkte aufführst.
In den ersten zehn Jahren deiner Berufstätigkeit solltest du mehr Details über Dissertationen, Masterarbeiten, Stipendien usw. aufnehmen. Wenn du jedoch bereits auf eine 20-jährige berufliche Laufbahn zurückblicken kannst, fallen die Erfahrungen aus deinem Studium weniger ins Gewicht.
Und so könnte dein Bildungsweg im Lebenslauf aussehen:
Bildungsweg
08/2010 – 08/2012
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Master of Science in Computer Science
Spezialisierung „Künstliche Intelligenz“ (Maschinelles Lernen, Deep Learning, Robotik, Maschinelles Sehen, Computergrafik und Neuroscience)
09/2006 – 05/2010
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Bachelor of Science in Computer Science
Studium der Informatik mit den Modulen Diskrete Strukturen und Programmierung
09/1988 – 06/2006
Kepler-Gymnasium Mainz, Abitur (Note 1,7)
Leistungskurse Mathematik und Physik
Auch bei der Berufsausbildung ist es wichtig, möglichst genau darzulegen, auf welche Fachbereiche du dich spezialisiert hast und/oder welche Zertifizierungen du mitbringst.
Hier zwei Beispiele:
So integrierst du Zusatzqualifikationen in den Bildungsabschnitt:
Bildungsweg
10/2010 – 02/2014
Bachelor of Science, Universität Hamburg
Duales Studium:
09/2002 – 05/2010
Abitur am Robert-Koch-Gymnasium, Delmenhorst
Leistungskurse Deutsch und Sport (Note: 2,0)
Je nachdem, wo du bei deiner beruflichen Karriere stehst, sind für den Arbeitgeber andere Aspekte relevant. Die Gewichtung des Bildungswegs im Lebenslauf ist daher bei Berufseinsteigern, erfahrenen Bewerbern und Quereinsteigern unterschiedlich.
Wenn du noch keine Berufserfahrung hast, ist dein Bildungsweg Dreh- und Angelpunkt deines Lebenslaufs.
Wenn du dich als Linguist/in bewirbst, solltest du deine sprachliche Affinität zusätzlich herausstellen, indem du – falls zutreffend – die Leistungskurse Englisch und Französisch mit dem Abitur angibst und deine Studienschwerpunkte genauer aufschlüsselst:
Meistens ist für Recruiter deine Berufserfahrung die wichtigste Information in deinem Lebenslauf. Solltest du schon mehrere Jahre jobrelevante Erfahrungen gesammelt haben, lege den Fokus deines Lebenslaufs auf deine Berufserfahrung und nicht auf den Bildungsweg.
Wenn du dich als Quereinsteiger/in in einem neuen Berufsfeld bewirbst, kommt es darauf an, wie gut dein Bildungsweg und deine bisherige Berufserfahrung zu der neuen Aufgabenstellung passen. Überlege genau, welche Stationen deines Bildungswegs von Interesse sind und stelle diese besonders heraus.
Wenngleich der Inhalt dieses Abschnitts je nach Person, Branche und Erfahrung recht unterschiedlich ausfallen kann, gibt es einige allgemeine Regeln für die Gestaltung des Bildungswegs im Lebenslauf:
Nachstehend noch einige Empfehlungen zur Angabe und Platzierung zusätzlicher Qualifikationen und Erfahrungen:
Berufsrelevante, anerkannte Teilnahmebescheinigungen und Zertifikate machen sich in der Regel gut im Lebenslauf. Du kannst diese auch unter einer eigenen Rubrik aufführen, wenn es sehr viele sind. Verwende nicht zu viele Abkürzungen oder Fachbegriffe zur Beschreibung dieser Bescheinigungen. Professioneller ist es, die Bezeichnungen der Zertifikate und der Bildungseinrichtungen auszuschreiben.
Größere Fort- oder Weiterbildungsmaßnahmen gehören zum Bildungsweg. Ergänzende Beschreibungen solltest du knapp formulieren oder ganz weglassen. Ein Link zu der betreffenden Maßnahme bzw. Bildungseinrichtung liefert mehr Kontext, ist praktisch und spart Platz.
Praktika solltest du besser im Abschnitt „Berufserfahrung“ (auch als Schüler/in) oder in einem eigenen Abschnitt „Praktika“ erwähnen. Warum?
Der Ausbildungsabschnitt wird vom Personalverantwortlichen in der Regel nur kurz überflogen. Eine stichpunktartige Auflistung deiner während des Praktikums gesammelten Erfahrungen wird hingegen eher gelesen, wenn sie unter einer eigenen Rubrik steht.
Gut, wenn man mit so vielen Pluspunkten aufwarten kann. Aber was tun, wenn der Bildungsweg nicht so geradlinig verlaufen ist?
Ein abgebrochenes Studium muss kein unüberwindbares Hindernis für die Karriere sein, denn oft sind Arbeitgeber mehr an deinen Fähigkeiten und Erfahrungen interessiert als an deinem akademischen Werdegang.
Laut einer Untersuchung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) schmeißt rund ein Viertel aller Studierenden in Deutschland das Studium hin: 2020 verließen 28 Prozent aller Bachelorstudierenden die Hochschulen ohne Abschluss und 21 Prozent brachen ihr Masterstudium ab.
Quelle: Spiegel (aufgerufen am 04.11.2024)
Transparente Kommunikation ist hier entscheidend! Wenn du Schule oder Studium abgebrochen hast, fokussiere dich darauf, was du während dieser Zeit gelernt und erreicht hast. Betone Weiterbildungen oder berufliche Erfahrungen, die deine Fähigkeiten gestärkt haben.
Bleibe bei der Wahrheit, ohne jedoch den Abbruch explizit zu betonen, indem du etwa „ohne Abschluss“ oder „Abbruch“ hinzufügst (der Personaler sieht das ohnehin). Somit kommen die abgeschlossenen Stationen besser zur Geltung.
Bereite dich aber auf Nachfragen vor, warum du die jeweilige Ausbildung oder das Studium nicht weiter verfolgt hast. Unterbrechungen, etwa wegen Krankheit oder Elternzeit oder aus finanziellen oder persönlichen Gründen lassen sich meist schlüssig erläutern:
Bildungsweg
01/1994 – 06/1996
Goethe-Universität Frankfurt, Rechtsassessor
Referendardienst u. a. am Oberlandesgericht Frankfurt, Abschluss mit dem Zweiten Staatsexamen
02/1993 – 12/1993
Unterbrechung des Studiums wegen häuslicher Pflege eines Familienangehörigen
10/1988 – 01/1993
Goethe-Universität Frankfurt, Magister juris
Grundstudium und Hauptstudium der Rechtswissenschaften, Abschluss mit dem Ersten Staatsexamen
Schwerpunkt: Wirtschaftsrecht und Zivilrecht
Du hast Bedenken, weil du keinen Ausbildungs- oder Schulabschluss vorweisen kannst? Nur Mut! Bei vielen Tätigkeiten kommt es auf andere Qualitäten an als auf gute Noten und große Namen.
Traue dich ruhig an den Abschnitt „Ausbildung“ heran:
Sich bilden und weiterbilden kann man überall und jederzeit. Auch wenn du in der Schule keine großen Erfolge feiern konntest, besitzt du persönliche Stärken. Überlege, welche Fähigkeiten du für den betreffenden Job brauchst und wo du dir diese Soft Skills möglicherweise schon angeeignet hast. Weitere Anregungen dazu findest du in unserem Blog zum Schreiben eines Lebenslaufs ohne Berufserfahrung.
Mit Soft Skills punkten
Wirf einmal einen genaueren Blick auf die für dich relevanten Stellenangebote. Nicht immer wird der Überflieger mit 1A-Bildung gesucht, sondern vielmehr eine zuverlässige Kraft mit der richtigen Einstellung. Wenn in der Stellenbeschreibung kein bestimmter Schulabschluss vorausgesetzt wird, hast du wahrscheinlich einen gewissen Spielraum.
Wie du siehst, gibt es bei der Aufmachung des Abschnitts „Bildungsweg“ im Lebenslauf einiges zu beachten. Nachfolgend noch einmal die häufigsten Stolperfallen:
Und so könnte dein Bildungsweg im Lebenslauf aussehen:
Zugegeben, das waren ziemlich viele Informationen. Hier noch einmal das Wichtigste auf einen Blick:
Was du bei den anderen Abschnitten deines Lebenslaufs beachten solltest und wie du dafür sorgst, dass dein kompletter Lebenslauf Hand und Fuß hat, erfährst du in unserer ausführlichen Anleitung zum Schreiben eines Lebenslaufs.
Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Bewerbung!