Abgebrochenes Studium im Lebenslauf erwähnen – ja oder nein?
Dein Lebenslauf ist ein entscheidendes Dokument, wenn es darum geht, dich beruflich zu präsentieren. Er sollte deine Qualifikation und Erfahrung widerspiegeln, um potenzielle Arbeitgeber zu überzeugen. Doch was passiert, wenn du auf dem Weg zu deinem Traumjob ein Studium abgebrochen hast? Solltest du diese Tatsache im Lebenslauf erwähnen oder lieber verschweigen? In diesem Artikel schauen wir uns diese Frage einmal genauer an und geben dir ausführliche Tipps, wie du am besten mit einem abgebrochenen Studium in deiner Bewerbung umgehen kannst.
Ist ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf ein Problem?
Die Antwort auf diese Frage hängt von verschiedenen Faktoren ab. In vielen Fällen ist ein abgebrochenes Studium kein unüberwindbares Hindernis für deine berufliche Karriere. Verständlicherweise kannst du ein mulmiges Gefühl im Bauch bekommen, wenn dein Ausbildungsweg vielleicht nicht ganz glatt verlaufen ist, doch sind Arbeitgeber oft mehr an deinen Fähigkeiten und Erfahrungen interessiert als an deinem akademischen Werdegang. Zudem schmeißt laut „Spiegel“ rund ein Viertel aller Studierenden in Deutschland das Studium hin: 2020 verließen 28 Prozent aller Bachelorstudierenden die Hochschulen ohne Abschluss und 21 Prozent brachen ihr Masterstudium ab.
Es ist wichtig zu bedenken, dass ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf nicht zwangsläufig negativ bewertet wird. In einigen Fällen kann es sogar als Hinweis auf deine Fähigkeit gesehen werden, Prioritäten zu setzen und dich auf andere berufliche Möglichkeiten zu konzentrieren. Wenn du die Fakten geschickt präsentierst und die positiven Aspekte deines Werdegangs betonst, kannst du ein abgebrochenes Studium in einen wertvollen Teil deines beruflichen Portfolios verwandeln und eventuelle Bedenken bei potenziellen Arbeitgebern von Anfang an beseitigen.
Wie und wo gibst du ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf am besten an?
Wenn du dich dafür entscheidest, dein abgebrochenes Studium im Lebenslauf zu erwähnen, solltest du dies an geeigneter Stelle tun. Es ist ratsam, diese Information in den Abschnitt zu deinem Bildungsweg in deinem Lebenslaufs aufzunehmen. Du kannst den Namen der Bildungseinrichtung, das Studienfach und den Zeitraum, den du dort verbracht hast, angeben. Anstelle des Abschlussdatums kannst du den Zeitpunkt des Studienabbruchs verwenden.
Eine sorgfältige Formulierung deines Studienabbruchs kann dazu beitragen, dass er in einem positiven Licht erscheint. Zum Beispiel könntest du schreiben:
„Studium der [Studienfach] an der [Bildungseinrichtung], [Jahresangabe] – [Jahresangabe], abgebrochen, um mich auf vielversprechende berufliche Möglichkeiten zu konzentrieren und wertvolle praktische Erfahrungen zu sammeln.“
Verpacke den Studienabbruch am besten noch in ein visuell ansprechendes Format und Design, und die ganze Sache ist schon deutlich weniger dramatisch als du vielleicht befürchtet hast. Wenn Du Hilfe bei der Erstellung deines Lebenslaufs oder Bewerbungsschreibens brauchst, schau dir gerne einmal unsere gratis Vorlagen und zahlreichen Praxis-Tipps an.
Welche Gründe klingen am besten bei einem abgebrochenen Studium im Lebenslauf?
Wenn du dein abgebrochenes Studium im Lebenslauf erwähnst, ist es ratsam, auch die Gründe für den Abbruch anzugeben. Somit verschaffst du von Anfang an Klarheit und es bleiben bei deinem potenziellen Arbeitgeber keine Fragen offen. Es gibt verschiedene akzeptable Erklärungen, die bei Firmen und Auftraggebern besser ankommen als andere. Hier sind einige Gründe, die überzeugend klingen:
1. Berufliche Weiterentwicklung: Wenn du das Studium abgebrochen hast, um eine berufliche Gelegenheit wahrzunehmen oder ein Praktikum zu absolvieren, kann dies als positiver Schritt betrachtet werden. Du kannst betonen, wie diese Erfahrungen deine Fähigkeiten und Qualifikationen erweitert haben. Beispiel:
„Ich habe mein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der XYZ-Universität abgebrochen, um eine spannende Gelegenheit für ein Praktikum in einem führenden Unternehmen in der Finanzbranche wahrzunehmen. Dieses Praktikum hat mir wertvolle Einblicke und praktische Erfahrungen verschafft, die meine Leidenschaft für das Finanzwesen vertieft haben. Ich habe während dieser Zeit meine analytischen und kommunikativen Fähigkeiten weiterentwickelt, was mich dazu motiviert hat, eine Karriere in der Finanzbranche zu verfolgen.“
2. Finanzielle Gründe: Die Notwendigkeit, die finanziellen Belastungen des Studiums zu reduzieren, kann ein verständlicher Grund sein. Arbeitgeber schätzen oft finanzielle Verantwortung und die Fähigkeit, pragmatische Entscheidungen zu treffen. Beispiel:
„Mein Studium der Architektur an der ABC-Universität habe ich aus finanziellen Gründen abgebrochen, da die Studiengebühren und Lebenshaltungskosten meine finanziellen Ressourcen überstiegen. Dieser Schritt ermöglichte es mir, meine finanzielle Stabilität wiederherzustellen und meine Fähigkeit zur wirtschaftlichen Planung zu verbessern. In der Zwischenzeit habe ich in verschiedenen Projekten im Baubereich gearbeitet und wertvolle Erfahrungen gesammelt.“
3. Ungenügende Passung: Wenn du festgestellt hast, dass das gewählte Studienfach in der Praxis nicht zu deinen Interessen oder Fähigkeiten passt, kann dies als ein Zeichen von Selbstreflexion und dem Streben nach der richtigen beruflichen Richtung angesehen werden. Zeige, wie du aus dieser Erfahrung gelernt hast und wie du dich auf deinem neuen beruflichen Weg weiterentwickelt hast. Beispiel:
„Während meines Studiums der Informatik an der DEF-Universität habe ich festgestellt, dass meine Interessen und Stärken eher im Bereich der Webentwicklung und Programmierung liegen, während der Lehrplan einen breiteren Fokus hatte. Dies führte dazu, dass ich mich dazu entschied, das Studium abzubrechen und mich auf selbstgesteuertes Lernen und Praxisprojekte zu konzentrieren. Ich konnte so meine Fähigkeiten in der Webentwicklung verbessern und habe seitdem erfolgreich an verschiedenen Webprojekten gearbeitet."
Diese Beispiele zeigen, wie du deine Gründe für den Studienabbruch im Lebenslauf darstellen kannst. Es ist wichtig, ehrlich und präzise zu sein und gleichzeitig die positiven Aspekte deiner Entscheidung zu betonen.
Abgebrochenes Studium – solltest du es auch im Bewerbungsschreiben nennen?
So, den Lebenslauf haben wir nun erst einmal geklärt. Aber wie sieht es mit dem Bewerbungsschreiben aus? Die Entscheidung, dein abgebrochenes Studium im Bewerbungsschreiben zu erwähnen, sollte von Fall zu Fall getroffen werden. Wenn du der Meinung bist, dass dein abgebrochenes Studium relevante Fähigkeiten oder Erfahrungen vermittelt, die für die angestrebte Position von Bedeutung sind, kann es sinnvoll sein, es zu erwähnen. Du kannst dies erneut in einem positiven Licht darstellen, indem du deine Lern- und Wachstumserfahrungen betonst und erklärst, wie sie dich zu einem idealen Kandidaten/zu einer idealen Kandidatin für die Position machen.
Jedoch ist es nicht immer zwangsweise notwendig, das abgebrochene Studium im Bewerbungsschreiben zu erwähnen. Wenn du über ausreichend andere Qualifikationen und Erfahrungen verfügst, die für die Position relevant sind, kann es besser sein, den Fokus auf diese Aspekte zu legen. Ein Bewerbungsschreiben sollte dazu dienen, deine Stärken und Qualifikationen für die angestrebte Position zu unterstreichen, unabhängig von deinem akademischen Hintergrund.
Wie erklärst du ein abgebrochenes Studium im Vorstellungsgespräch?
Nehmen wir einmal an, du hast die erste Hürde bereits hinter dir und wurdest zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Herzlichen Glückwunsch! Auch im Vorstellungsgespräch wird es wahrscheinlich Fragen zu deinem abgebrochenen Studium geben. Aber keine Panik - hier sind einige Tipps, wie du diese Fragen geschickt beantworten kannst:
- Sei ehrlich: Vermeide es, die Gründe für den Studienabbruch zu verschleiern oder zu lügen. Ehrlichkeit ist der Schlüssel zur Glaubwürdigkeit.
- Beton das Positive: Erkläre, was du während des abgebrochenen Studiums gelernt hast, wie diese Erfahrungen deine Fähigkeiten und Qualifikationen verbessert und dich zu einem/einer geeigneteren Kandidaten/in für die angestrebte Position gemacht haben.
- Zeige deine Entschlossenheit: Betone, dass du aus der Erfahrung gelernt hast und du nun motiviert bist, deine berufliche Laufbahn erfolgreich fortzusetzen. Deine Entschlossenheit und dein Wille zur Weiterentwicklung können positive Eigenschaften sein, die bei Arbeitgebern geschätzt werden.
- Vermeide Schuldzuweisungen: Vermeide es, die Schuld für den Studienabbruch auf andere oder äußere Umstände zu schieben. Stattdessen solltest du die Verantwortung übernehmen und zeigen, dass du die Kontrolle über deine berufliche Zukunft hast. Arbeitgeber suchen nach gewissenhaften Kandidaten, die in der Lage sind, aus ihren Erfahrungen zu lernen.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte als Checkliste:
- Bewertung der Relevanz: Überlege, ob das abgebrochene Studium für die angestrebte Position relevant ist. Wenn ja, erwähne es im Lebenslauf und eventuell auch im Bewerbungsschreiben.
- Ehrlichkeit und Transparenz: Sei ehrlich über die Gründe für den Studienabbruch und betone das Positive.
- Betonung von Lernprozessen: Zeige, wie die Erfahrungen aus dem abgebrochenen Studium deine Fähigkeiten und Qualifikationen verbessert haben.
- Motivation und Entschlossenheit: Betone, dass du motiviert bist, deine berufliche Laufbahn erfolgreich fortzusetzen. Arbeitgeber schätzen Mitarbeiter, die nach vorne schauen und bereit sind, neue Herausforderungen anzunehmen.
- Vermeidung von Schuldzuweisungen: Vermeide es, die Schuld auf andere oder äußere Umstände zu schieben. Stattdessen solltest du die Verantwortung für deine Entscheidungen übernehmen und zeigen, dass du die Kontrolle über deine berufliche Zukunft hast.
Fazit
Ein abgebrochenes Studium im Lebenslauf muss nicht das Ende deiner beruflichen Möglichkeiten bedeuten. Es kommt darauf an, wie du diese Erfahrung präsentierst und wie gut du sie in Bezug auf die angestrebte Position verkaufen kannst. Durch Ehrlichkeit, Transparenz und die Betonung des Gelernten kannst du zeigen, dass du bereit bist, neue Herausforderungen anzunehmen und deine berufliche Zukunft aktiv zu gestalten. Ein Studienabbruch kann eine wertvolle Lektion sein und deine Entschlossenheit unter Beweis stellen. Betrachte ihn als Teil deines einzigartigen beruflichen Werdegangs, der dich zu einem/einer kompetenten und entschlossenen Mitarbeiter/in macht.