Ob Klimawandel, Energiekrise oder Inflation – momentan werden wir ständig vor neue Herausforderungen gestellt. Vor allem die Inflation macht vielen Menschen im Alltag zu schaffen, denn die Kaufkraft ist deutlich geschrumpft. Streiks, erbitterte Verhandlungen und Forderungen nach mehr Lohn bestimmen die Nachrichten.
Teilweise gelingen recht ordentliche Tarifabschlüsse oder dein Chef zahlt dir freiwillig einen Inflationsausgleich. Fakt ist, die Gehälter in Deutschland verändern sich und fangen idealerweise die neuen Lebenshaltungskosten ab. Das ist aber eher selten der Fall. Wo stehst du eigentlich mit deinem derzeitigen Gehalt im Vergleich zum Durchschnitt? Verdienst du so lala oder gehörst du bereits zu den Reichen und du weißt es nur nicht?
Wie viel Gehalt ist angemessen?
Geld regiert die Welt – so ist es nun mal. Man braucht es täglich und es hilft ungemein, wenn man genug davon hat.
Wenn du genug davon hast, stellt sich die nächste Frage, ob du dein Gehalt als fair empfindest. Macht dich dein Gehalt stolz und zufrieden oder empfindest du es gar als unverschämt?
Viele Begriffe, eine Bedeutung
Falls du dich fragst, ob Gehalt und Einkommen dasselbe ist: Ja. Und hier gleich noch ein paar weitere Bezeichnungen für das, worum es hier geht:
Einkommen - Arbeitsentgelt - Aufwandsentschädigung - Besoldung - Bezüge - Einkünfte - Entlohnung - Gage - Gehalt - Gratifikation - Heuer - Honorar - Lohn - Salär
Wie zufrieden du mit deinem Gehalt bist, hängt nicht nur davon ab, ob du deine Miete und andere monatliche Fixkosten davon begleichen kannst und ob dein Kühlschrank gut gefüllt ist, sondern auch davon, wie gut du mit deinen Einkünften im Vergleich zum Durchschnittsgehalt in Deutschland abschneidest. Zu wissen, wie viel Entgelt für die Art deiner Arbeit üblich ist, macht Gehaltsverhandlungen einfacher. Und es befriedigt natürlich unsere Neugier, wenn wir wissen, wie viel der Nachbar oder die Schwägerin ungefähr verdienen.
Bevor wir ins Detail gehen, hier noch ein Tipp:
Brutto oder netto?
Bei der Angabe von Gehältern solltest du keine Äpfel mit Birnen vergleichen. Oft werden brutto und netto durcheinandergeworfen oder es wird nicht spezifiziert, worauf sich das genannte Einkommen bezieht. Als Bruttogehalt bezeichnet man das Gehalt vor Abzügen (wie Renten-, Krankenkassen- und Sozialbeiträge), das Nettogehalt ist der Betrag, der tatsächlich auf deinem Konto landet.
Ab wann verdient man gut in Deutschland?
Was man als „gut verdienen“ oder „gut leben“ bezeichnen mag, ist in erster Linie eine subjektive Einschätzung. Und ganz so simpel ist die Kategorisierung auch wieder nicht. Es gibt nämlich nicht nur die Gutverdiener, sondern auch die Besserverdiener, Normalverdiener, Mittelverdiener, Niedrigverdiener und Geringverdiener. Wenn du Glück hast, gehörst du sogar zu den Topverdienern oder Spitzenverdienern. Dies sind zumindest die Gehaltsklassen, die kürzlich vom Finanzministerium veröffentlicht wurden.
Zu welcher dieser Kategorien du gehörst, kannst du der folgenden Tabelle entnehmen:
Monatliches Bruttogehalt der verschiedenen Gehaltsklassen in Deutschland
- Topverdiener: 23.277 Euro
- Spitzenverdiener: 8.359 Euro
- Gutverdiener: 5.859 Euro
- Besserverdiener: 4.071 Euro
- Normalverdiener: 3.314 Euro
- Mittelverdiener: 2.378 Euro
- Niedrigverdiener: 1.792 Euro
- Geringverdiener: 1.195 Euro
Quelle: https://www.finanz.de
Wie hoch ist der Mindestlohn im Jahr 2024?
Einen gesetzlichen Mindestlohn gibt es in Deutschland seit dem 1. Januar 2015. Diese Lohnuntergrenze darf nicht unterschritten werden. Der gesetzliche Mindestlohn wird regelmäßig angepasst und aktuell in zwei Schritten erhöht: Seit dem 1. Januar 2024 liegt die unterste Lohngrenze bei 12,41 Euro brutto pro Stunde. Ein Jahr später wird sie noch einmal auf 12,82 Euro erhöht.
Wie war das mit dem Minijob?
Beim Stichwort niedriges Gehalt denkst du vielleicht spontan an den Minijob. Ein Minijob ist eine Form der geringfügigen Beschäftigung, bei der das monatliche Einkommen eine festgelegte Verdienstgrenze von aktuell 520 Euro nicht überschreitet. Als Minijobber/in zahlst du keine Sozialversicherungsbeiträge und bist mitunter auch von der Einkommenssteuer befreit.
Mediangehalt oder Durchschnittsgehalt?
Das Mediangehalt (auch Medianeinkommen, mittleres Einkommen oder mittleres Gehalt) ist das Einkommen, bei dem es genauso viele Menschen mit einem höheren wie mit einem niedrigeren Einkommen gibt. Beispiel: Sortiert man die Bevölkerung nach der Höhe ihres Einkommens und bildet dann zwei gleich große Gruppen, bezöge die Person, die genau in der Mitte dieser Verteilung steht, das Mediangehalt.
Minijob-Grenze: ist ein 520€-Job steuerfrei und was sonst noch zum Thema Minijob wichtig ist
Beim Durchschnittsgehalt (also dem arithmetischen Mittel) hingegen wird das gesamte in Deutschland erzielte Einkommen durch die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten geteilt. Damit gleicht ein Millionengehalt statistisch gesehen viele geringe Gehälter aus.
Obwohl der Medianwert aussagekräftiger wäre als der Durchschnittswert, basieren die Daten des Statistischen Bundesamts für das durchschnittliche Bruttoeinkommen aller Vollzeitbeschäftigten in Deutschland auf dem arithmetischen Mittel.
Wie hoch ist das Durchschnittsgehalt in Deutschland aktuell?
Im April 2023 lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes das monatliche Durchschnittseinkommen für eine Vollzeitstelle in Deutschland bei 4.323 Euro brutto. Dies entspricht einem Stundenlohn von 25,94 Euro brutto und einem jährlichen Bruttogehalt von 51.876 Euro. Sonderzahlungen, zum Beispiel in Form von Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder Boni, sind hier nicht berücksichtigt. Für das Jahr 2024 liegen noch keine offiziellen Zahlen vor.
Welche Faktoren bestimmen das Durchschnittsgehalt in Deutschland?
Wahrscheinlich weicht dein individuelles Gehalt vom oben genannten Durchschnittsgehalt ab. Das liegt daran, dass viele weitere Faktoren Einfluss auf das tatsächliche Gehalt haben.
Abgesehen von Zusatzleistungen wie eben Urlaubs- oder Weihnachtsgeld oder das so genannte 13. Gehalt, fließen auch Geschlecht, Alter und Bildungsabschluss, aber auch Branche, Region, Unternehmensgröße und Tarifbindung in die Höhe des Gehalts ein.
Nicht zu unterschätzen ist in dem Zusammenhang das persönliche Verhandlungsgeschick. Denn wer weiß, was er wert ist und sich clever präsentiert, kann durchaus den einen oder anderen Euro mehr rausholen.
Wie hoch ist das Durchschnittsgehalt nach Alter in Deutschland?
Mit zunehmendem Alter steigt meist auch die Berufserfahrung, was eine wesentliche Rolle bei der Berechnung des Gehalts spielen kann (in deinem Lebenslauf solltest du deshalb deiner Berufserfahrung besondere Beachtung schenken).
Eine Umfrage der Bundesbank bestätigt diesen Trend. In der Umfrage wurden zwischen April 2021 und Januar 2022 insgesamt 4.119 Bürgerinnen und Bürger nach ihrem Gehalt befragt. Die Ergebnisse basieren auf dem Medianwert und dienen lediglich der Orientierung.
Jährliches Durchschnittsgehalt in Deutschland nach Altersgruppe
- 16 bis 24 Jahre: 15.400 Euro brutto
- 25 bis 34 Jahre: 41.800 Euro brutto
- 35 bis 44 Jahre: 57.200 Euro Brutto
Quelle: Umfrage der Deutschen Bundesbank
Wie hoch ist das Durchschnittsgehalt nach Bildungsniveau?
Höhere Bildungsabschlüsse führen in der Regel ebenfalls zu einem höheren Verdienst (wie du deinen Bildungsweg in deinem Lebenslauf richtig in Szene setzt, erfährst du hier bei uns).
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, haben Beschäftigte in Vollzeit mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im April 2022 durchschnittlich 3.521 Euro brutto verdient.
Ohne einen beruflichen Ausbildungsabschluss waren es hingegen nur 2.817 Euro und damit rund 700 Euro weniger. Es lohnt sich also, die Ausbildung bereits bei der Bewerbung so zu präsentieren, dass dein zukünftiger Chef dich gehaltlich nicht unterschätzt.
Wie hoch ist das Durchschnittsgehalt nach Branche?
Sicherlich hast du in deinem Freundes- und Bekanntenkreis bereits festgestellt, dass auch die Branche einen enormen Einfluss auf die Höhe des Gehalts hat.
Laut dem Statistischen Bundesamt wurde im April 2023 in den Branchen „Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ sowie „Information und Kommunikation“ am meisten verdient (monatlich zwischen 5.769 und 5.841 Euro brutto). Schlusslicht war die Land- und Forstwirtschaft. Dort wurde die Leistung der Arbeitnehmer/innen durchschnittlich mit 2.798 Euro brutto pro Monat vergütet.
Welches sind die bestbezahlten Jobs in Deutschland?
Die meisten Menschen orientieren sich bei der Berufswahl an ihren persönlichen Talenten und Interessen und am Arbeitsmarkt. Aber auch ein Blick darauf, wo du am besten verdienen kannst, lohnt sich. Laut einer Erhebung von Stepstone sind die folgenden 10 Berufe (ohne Personalverantwortung) in Sachen Gehalt besonders attraktiv (Bruttojahresgehalt):
- Patentanwalt*anwältin (105.000 Euro)
- Lead Engineer (98.629 Euro)
- Facharzt*ärztin (88.000 Euro)
- Senior Legal Counsel (86.667 Euro)
- Senior Produktmanager*in (86.000 Euro)
- Key-Account-Manager*in Automotive (85.000 Euro)
- Systemarchitekt*in (82.000 Euro)
- Pharmareferent*in (82.000 Euro)
- Senior Controller*in (81.250 Euro)
- Senior SAP Consultant/SAP-Berater*in (80.429 Euro)
In welchen Bundesländern wird am meisten bezahlt?
Wo du in Deutschland arbeitest, schlägt sich ebenfalls stark im Gehalt nieder. Spitzenreiter bei den Bundesländern mit den höchsten Gehältern ist Hamburg mit einem Bruttojahresgehalt von 49.750 Euro, während es in Sachsen-Anhalt, dem Tabellenletzten, gerade einmal 36.500 Euro sind.
Der jährliche Gehaltsreport 2024 von Stepstone gibt die Durchschnittsgehälter in Deutschland wie folgt (im Median) an:
- Hamburg: 49.750 €
- Hessen: 47.500 €
- Baden-Württemberg: 47.000 €
- Berlin: 46.500 €
- Bayern: 46.000 €
- Nordrhein-Westfalen: 44.000 €
- Bremen: 42.500 €
- Rheinland-Pfalz: 42.000 €
- Niedersachsen: 40.750 €
- Schleswig-Holstein: 40.250 €
- Saarland: 40.000 €
- Sachsen: 38.000 €
- Brandenburg: 38.000 €
- Thüringen: 37.000 €
- Mecklenburg-Vorpommern: 36.500 €
- Sachsen-Anhalt: 36.500 €
Obwohl Bayern in der Rangliste als Bundesland nur Platz 5 einnimmt, macht München als die Top-Stadt mit den höchsten Gehältern in Deutschland 2024 das Rennen: Ganze 56.250 Euro brutto beträgt das Durchschnittsgehalt dort pro Jahr.
Aber auch in anderen Städten Deutschlands lässt es sich gut arbeiten, denn außer auf das Durchschnittsgehalt kommt es auch auf die Lebenshaltungskosten an, allen voran die Mieten. Gerade in München kann deshalb auch ein Topgehalt schnell dahin schrumpfen.