Bei der Stellensuche geht es darum, dass wir uns von unserer besten Seite zeigen. Dazu gehören makellose Bewerbungsunterlagen und ein aussagekräftiger Lebenslauf, in dem wir unsere persönlichen Daten, Ausbildungszeiten und die verschiedenen Stationen unseres beruflichen Werdegangs wahrheitsgemäß aufführen. Phasen der Nichtbeschäftigung oder Arbeitslosigkeit gehören also mit dazu. Aber wirft eine solche Angabe nicht ein schlechtes Licht auf uns und lässt Personalverantwortliche stutzig werden? Die Versuchung liegt nahe, Zeiten ohne Anstellung gar nicht erst zu erwähnen.
Muss ich Arbeitslosigkeit überhaupt im Lebenslauf angeben?
Wenn du nur kurz arbeitslos warst, ist das kaum der Rede wert. Grundsätzlich werden Auszeiten von bis zu acht Wochen als unproblematisch betrachtet und müssen im Lebenslauf nicht erklärt werden. Ab zwei Monaten, spätestens jedoch ab einer Zeitspanne von drei Monaten, wird von einer Lücke im Lebenslauf gesprochen. Hier erwarten Personalverantwortliche eine überzeugende Erklärung.
Deshalb solltest du längere oder wiederholte Phasen der Arbeitslosigkeit unbedingt erwähnen. Vielleicht kostet dich das zunächst Überwindung, schließlich möchte sich niemand selbst „aus dem Rennen werfen“. Doch der Mut lohnt sich, denn der Schaden ist wesentlich größer, wenn die Arbeitslosigkeit später doch noch ans Tageslicht kommt oder du dich beim Bewerbungsgespräch in Widersprüche und Ausreden verstrickst. Zum anderen erwartest du sicherlich auch, dass dein potenzieller Arbeitgeber dir gegenüber mit offenen Karten spielt.
Sollte ich meine Arbeitslosigkeit im Anschreiben erklären?
Wenn deine Arbeitslosigkeit betriebsbedingt ist, solltest du dies ausschließlich in deinem Lebenslauf angeben. Dadurch sehen Personalverantwortliche auf einen Blick, wie es zu der Arbeitslosigkeit kam.
Der Platz im Anschreiben ist begrenzt und du solltest diesen nutzen, um den Empfänger von deinen Kompetenzen und deiner Eignung zu überzeugen. Verzichte deshalb darauf, darin auf deine Arbeitslosigkeit einzugehen. Es mag zwar naheliegend erscheinen, im Bewerbungsschreiben näher auf die Arbeitslosigkeit einzugehen, dies ist jedoch das Letzte, was Personalverantwortliche von dir lesen möchten.
Umstände der Arbeitslosigkeit angeben
Es ist wichtig, dass du bei längerer Arbeitslosigkeit angibst, wie es zu dem Jobverlust kam.
Für manche Gründe kannst du nichts, bei anderen trägst du eine Mitverantwortung. Du solltest daher die Ursache für deine Arbeitslosigkeit im Lebenslauf geschickt formulieren.
- Wurdest du unverschuldet arbeitslos, weil dein früherer Arbeitgeber beispielsweise Konkurs angemeldet hat oder betriebsbedingt Personal entlassen musste, kannst du dies ruhigen Gewissens angeben. Schließlich kannst du nichts dafür.
- Hast du selbst gekündigt, könntest du herausstellen, dass du dir bewusst die Zeit genommen hast, um dich aktiv umzuorientieren. Dadurch zeigst du, dass dir deine berufliche Weiterentwicklung und deine Ziele im Job wichtig sind und du aktiv daran arbeiten möchtest. Auch ein Wohnortwechsel, weil etwa der Partner oder die Partnerin eine neue berufliche Aufgabe in einer anderen Stadt angenommen hat, ist ein nachvollziehbarer Grund für eine Eigenkündigung.
- Wurdest du allerdings aufgrund von Fehlverhalten entlassen, solltest du dich besser bedeckt halten. Gehe nicht ins Detail oder gib gar keinen Grund an.
Wie bereits gesagt: Es bringt nichts, längere Arbeitslosigkeit zu verschweigen. Aufrichtigkeit und ein offener Umgang auch mit weniger angenehmen Situationen sprechen eher für deine Persönlichkeit. Selbst wenn du beschäftigungslose Zeiten im Lebenslauf erwähnst, heißt das noch lange nicht, dass dies nur negativ behaftet sein muss!
So gehst du mit Arbeitslosigkeit im Lebenslauf richtig um
Jede Situation im Leben lässt sich positiv oder negativ betrachten. Das berühmte Glas ist entweder halb voll oder halb leer. In deinem Fall ist es natürlich halb voll! Überzeuge deinen neuen Arbeitgeber durch kraftvolle Terminologie und Eigeninitiative.
Positive Formulierungen
Beschreibe Zeiten der Arbeitssuche mit positiven und aktiven Formulierungen. Verwende beispielsweise „arbeitssuchend“ anstelle von „arbeitslos“. Auch „Berufliche Neuorientierung“, „Bewerbungsphase“ oder „Aktive Arbeitssuche“ lassen dich zielstrebig und engagiert wirken. Verzichte hingegen auf Begriffe wie „Empfänger (oder Bezieher) von Bürgergeld“ oder „Ohne Beschäftigung“ – diese wirken passiv und hinterlassen einen wenig motivierten Eindruck.
„Arbeitssuchend“
„Berufliche Neuorientierung“
Weiterbildung herausstellen
„Arbeitslos“
„Jobsuche“
Arbeitslosigkeit verschweigen
Sinnvolle Nutzung der Auszeit
Unterstreiche stattdessen, dass du die Zeit der Arbeitslosigkeit sinnvoll genutzt hast, indem du für die neue Position relevante Aktivitäten aufführst. Weiterbildungen, Sprachkurse, Praktika und ehrenamtliche Tätigkeiten zeugen von Eigeninitiative, Zielorientierung und sozialer Kompetenz und kommen beim Arbeitgeber gut an. Auch ein Sabbatical, die Pflege kranker Familienangehöriger oder der Wiedereinstieg nach Erziehungszeit sind nachvollziehbare Gründe für Zeiten der Nichtbeschäftigung und sollten erwähnt werden.
Weiterbildungen und Fortbildungen
Weiterbildungen und Fortbildungen verstärken bei Personalverantwortlichen den Eindruck, dass du nicht nur engagiert bist, sondern auch auf dem neuesten Stand deiner Branche.
Sprachkurse
Erweiterte Sprachkenntnisse sind immer gefragt und gehören zu den interkulturellen Kompetenzen. Im Zuge der Globalisierung haben Sprachkenntnisse stark an Bedeutung gewonnen und können mittlerweile ein entscheidender Faktor bei der Besetzung offener Stellen sein. Sprachkurse sind alles andere als „arbeitslose Zeit“!
Praktika
Praktika bieten die Möglichkeit, wertvolle Praxiserfahrung zu sammeln, Einblicke in neue Bereiche zu erhalten und nützliche Fähigkeiten dazuzugewinnen. Mit der Angabe von Praktika unterstreichst du deinen Mehrwert für das neue Unternehmen.
Ehrenamtliches Engagement
Indem du dich ehrenamtlich engagierst, zeigst du, dass du bereit bist, freiwillig Leistung zu erbringen und dich für soziale Belange einzusetzen. Du stehst in Kontakt mit anderen Menschen, zeigst Fürsorge und bist in der Lage, Verantwortung zu übernehmen – das wissen Personalverantwortliche zu schätzen.
Auslandsaufenthalte
Mit der Angabe von Auslandsaufenthalten kannst du Sprachkenntnisse und interkulturelle Fähigkeiten zusätzlich unterstreichen. Achte bei der Formulierung jedoch darauf, dass die Auslandsaufenthalte nicht wie eine Auflistung von Urlauben klingen.
Praxisbeispiel: Arbeitslosigkeit im Lebenslauf platzieren
Soweit die Theorie. Aber wie und wo gibst du Arbeitslosigkeit im Lebenslauf konkret an? Führe sie an der Stelle auf, an der du auch deine anderen beruflichen Stationen angibst, wie in nachstehendem Beispiel dargestellt. Analog würdest du dort auch Auslandsaufenthalte, Praktika oder ehrenamtliche Tätigkeiten angeben.
Arbeitslosigkeit im Lebenslauf ⇒ Aktive Beschäftigungssuche
Persönliche Daten
Geburtsdatum/-ort 20.07.1987 in Tübingen
Staatsangehörigkeit deutsch
Familienstand ledig
Berufserfahrung
05/2020 – heute Aktive Beschäftigungssuche
Gib hier die im Zeitraum der Arbeitssuche absolvierten Seminare, Sprachkurse, Computerkurse und Ähnliches an:
06.2021 Titel/Inhalt der Weiterbildung (+ evtl. Dauer)
08.2022 Beispielcoaching (x Einheiten à x Stunden)
02.2023 Beispielseminar – Module X, Y, Z
Zwar weiß der Personalverantwortliche, dass du während dieser Zeit ohne Beschäftigung warst, aber es fällt aufgrund der positiven Aktivitäten nicht mehr so sehr ins Gewicht.
Fazit
Arbeitslosigkeit ab einer Dauer von etwa zwei Monaten musst du im Lebenslauf angeben. Entscheidend ist, wie du dabei vorgehst. Wenn du die richtigen Formulierungen wählst und zeigst, dass deine Arbeitslosigkeit unverschuldet war oder dass du die Auszeit sinnvoll für deine berufliche Weiterentwicklung genutzt hast, wird man dir keinen Strick daraus drehen. Im Gegenteil: Durch deinen konstruktiven Umgang mit der Situation demonstrierst du, dass du in der Lage bist, professionell mit Krisen umzugehen.
Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Bewerbung!