Referenzen im Lebenslauf – wann sind sie sinnvoll und in welcher Form?

Soll ich Referenzen in meinen Lebenslauf aufnehmen? Solltest du dir die Frage stellen, wie man es heutzutage mit Referenzen hält, dann läuft die Antwort durchwegs auf eine Standardregel hinaus: raus damit! Sicherlich kann es bei der Jobsuche hilfreich sein, wenn man sich auf Referenzen berufen kann, aber in Lebensläufen findet man sie eigentlich fast nie. Das war übrigens nicht immer so. Noch in den 1970er Jahren waren sie gang und gäbe.
Karl Kahler
Content Writer & Editor
Aktualisiert 21 März 2024

Warum sind Referenzen in einem Lebenslauf aus der Mode geraten?

Erinnerst du dich an den Song „Video killed the radio star“? In diesem Fall ist es das Internet, das dem Abschnitt „Referenzen“ im Lebenslauf den Garaus gemacht hat. Um es kurz zu fassen: Referenzen in einem Lebenslauf sind in der Regel Informationen, die dem Datenschutz unterliegen und nicht „einfach so“ weitergegeben werden sollten. Es würde zudem gegen die digitale Netiquette verstoßen, wenn man willkürlich irgendwelche Namen fallen lässt. Die dazugehörigen Personen könnten daraufhin mit unerwarteten Anrufen oder Nachrichten belästigt werden. Ein derart sorgloser Umgang mit Referenzen in einem Lebenslauf kann dazu führen, dass man sich in vielen beruflichen Kreisen den Ruf verdirbt.

Bis zu den 1990er Jahren war man beim Versand von Dokumenten auf die Briefpost angewiesen. Ein Lebenslauf war somit ein relativ privates Dokument: ausgedruckt auf Papier, umhüllt von einem Umschlag und eingeworfen in einen Briefkasten. Sicherlich konnte ein Lebenslauf im Büro von Hand zu Hand herumgereicht werden, aber die Namen, Anschriften und Telefonnummern der angegebenen Referenzen wurden damit nicht gleich einem Millionenpublikum zugänglich.

Die elektronische Revolution hat all dies geändert. Inzwischen handelt es sich bei Lebensläufen um digitale Dokumente, die potenziell in Millionen von falschen Händen geraten könnten. Heute kann (und sollte) man seinen Lebenslauf bei LinkedIn posten oder auf Jobsuchportalen, die natürlich absolut öffentlich sind, hochladen. Und jetzt Hand aufs Herz: Würde es deinem alten Chef gefallen, wenn seine kompletten Daten – Name, Berufsbezeichnung, Arbeitgeber, Telefonnummer und E-Mail-Adresse – für alle Welt, quasi für Milliarden von Menschen, einsehbar wären? Wohl kaum.

Identitätsdiebstahl, Spoofing- und Hackerattacken sind eine echte Gefahr, der wir alle ausgesetzt sind. „Datenschutz“ ist zu einem der Kernbegriffe des Informationszeitalters geworden: ein kostbares Gut, das immer mehr unter Beschuss steht und daher sorgfältig gehütet werden sollte. Selbst wenn man sein Auto auf Facebook oder bei autoscout24 verkauft, ist es nicht gerade empfehlenswert, die eigene Telefonnummer oder E-Mail-Adresse vor der ganzen Welt zur Schau zu stellen. In der Regel möchtest du in einem solchen Fall lieber über einen geschützten Kanal kontaktiert werden.

Dies ist auch der Hauptgrund, warum Referenzen in einem Lebenslauf weitgehend ausgedient haben: die Vermeidung einer Veröffentlichung der privaten Kontaktdaten deiner Fürsprecher. Es gibt aber noch weitere Gründe. Wenn Personalverantwortliche wirklich nach Referenzen suchen, brauchen sie nicht mehr der Sekretärin einen Brief in die Maschine diktieren, in dem sie deinen letzten Arbeitgeber zu deinen beruflichen Leistungen befragen. Adressiert an die Postanschrift, die sie nur von dir erhalten konnten. 

Im Gegensatz zu früher sind Leute inzwischen wesentlich einfacher zu kontaktieren. Die Schneckenpost ist längst Schnee von gestern. Und sollten Arbeitgeber WIRKLICH auf einer Liste mit Referenzen bestehen, kannst du sie ihnen in einer persönlichen E-Mail übermitteln. Im Gegensatz zu Lebensläufen kann man bei E-Mails schon noch ein gewisses Maß an Privatsphäre voraussetzen.

Referenzen im Lebenslauf – wann sind sie dennoch sinnvoll?

Wenn dein Arbeitgeber ausdrücklich Referenzen im Lebenslauf verlangt, kannst du all das bisher Gesagte natürlich vergessen und sie einfach hinzufügen. Aber ein solches Verlangen dürfte die Ausnahme sein. Demnach wirst du nicht besonders oft in eine solche Verlegenheit kommen.

Dass ein Arbeitgeber Referenzen verlangt, ist übrigens nicht mehr als verständlich und legitim, aber prüfe lieber zweimal, ob er diese Referenzen wirklich ausdrücklich „im Lebenslauf“ verlangt. Ein separater Dateianhang, der nicht Teil des eigentlichen Lebenslaufs ist, wäre die bessere Alternative. 

Jeder Lebenslauf besteht aus mindestens fünf Komponenten: 

  1. Kopfzeile: deine Kontaktdaten
  2. Zusammenfassung/Profil: dein „Elevator Pitch“
  3. Beruflicher Werdegang: deine berufliche Laufbahn
  4. Ausbildung: wo hast du studiert/deine Ausbildung absolviert?
  5. Fähigkeiten: wo liegen deine Stärken?

Ganz schön viele Informationen für ein einseitiges Dokument. Zumindest sind sich die meisten Experten darüber einig, dass es bei einer Seite bleiben soll. Zwei Seiten werden manchmal noch hingenommen – vor allem dann, wenn deine Karriere so bewegt war, dass du in deinem Leben sowohl Astronaut als auch Gehirnchirurg gewesen bist. Aber bei Normalsterblichen hat sich bisher noch kein Recruiter darüber beschwert, dass ein einseitiger Lebenslauf zu kurz wäre.

Insofern sind Referenzen fast immer aus zweierlei Gründen problematisch: 1) Keiner hat sie erwartet. Und 2) Referenzen sind in der Regel der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, sodass eine zweite Seite her muss.

Schlimmer noch: Auf dieser zweiten Seite mit Referenzen dürfte ansonsten gähnende Leere herrschen. Nur ein paar Zeilen mit Namen, sonst nichts. Möglicherweise hast du ja sonst einiges auf dem Kasten, aber als Lebenslauf-Gestalter tust du dich damit nicht gerade hervor.

Referenzen-Seite im Lebenslauf – ja oder nein?

Das führt uns zu der Frage: Ist es ratsam, eine gesonderte Seite mit Referenzen zum Lebenslauf hinzuzufügen? Den bisherigen Ausführungen hast du wahrscheinlich schon entnehmen können, dass die Antwort nein lautet. Zumindest in den meisten Fällen.

In Nordamerika gilt das einseitige Resume als absoluter Standard. Ausnahmen gelten nur dann, wenn ein Arbeitgeber dies ausdrücklich verlangt. In Großbritannien und in manchen anderen Ländern sind zweiseitige Lebensläufe dagegen häufiger. Das bedeutet übrigens nicht automatisch, dass die zweite Seite ausschließlich den Referenzen vorbehalten ist.

Auch hier gilt die goldene Regel: Nur so viele Informationen wie verlangt oder wie in der Regel erwartet werden. Eigene Seiten mit Referenzen sind im Normalfall nicht erforderlich. Insofern solltest du bei einer Bewerbung nach England deine zweite Lebenslaufseite lieber für etwas anderes nutzen. Zum Beispiel zur Darstellung deiner Erfolge als Immobilienmakler/in, zur Auflistung deiner Qualifikationen und Zertifikate und zum Prunken mit all den Stärken, die dich als Bewerber/in so unwiderstehlich machen.

Der beste Umgang mit beruflichen Referenzen

Trotz allem gilt nach wie vor: Gute Referenzen haben schon so manchem zum Traumjob verholfen. Wenn du Reden für Angela Merkel geschrieben hast, dann wirst du das hoffentlich wohl irgendwo in deinem beruflichen Werdegang oder möglicherweise auch in der Zusammenfassung erwähnen. Aber sollte Angie dir tatsächlich zugesichert haben, dass du dich in Zukunft bei Bewerbungen auf sie berufen kannst, dann bist du gut beraten, ihre E-Mail-Adresse und ihre private Handynummer tunlichst aus deinem Lebenslauf herauszuhalten.

Du könntest diese Angaben allenfalls noch in einer gesonderten Datei oder vielleicht sogar als PS in deinem Bewerbungsschreiben unterbringen. In einem öffentlich zugänglichen Lebenslauf haben solche privaten Daten nach Auffassung der meisten Experten jedenfalls nichts verloren. Frau Merkel dürfte es genau so sehen.

Kann ich Referenzen aufführen, ohne meine Referenzgeber vorher zu fragen?

Absolutes No-Go! Wenn du ehemalige Arbeitgeber überrumpelst, indem du sie ohne zu fragen als Referenzen aufführst, schießt du dich mit tödlicher Sicherheit ins vorzeitige Karriere-Aus.

Eine Jobsuche ist ein Prozess, bei dem man nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen kann. Selbst wenn du Au-Pair bei Bill und Melinda Gates gewesen sein solltest – du kannst nicht einfach deren private Daten in deinen Lebenslauf aufnehmen, ohne zumindest erst um Erlaubnis zu bitten. 

Wenn du Referenzgeber brauchst, die Gutes über deinen Charakter zu berichten haben, dann bemühe am besten deine naheliegenden Optionen. Aber wie geht das eigentlich, dieses Um-Erlaubnis-Fragen? Lege der Person einfach dein Anliegen vor. Erkläre, auf was für eine Stelle du dich gerade bewirbst und warum du eine Referenz benötigst. Im Normalfall werden sie es dir nicht abschlagen. Selbst hochkarätige Konzernmanager mit vollem Terminkalender finden in der Regel immer fünf Minuten Zeit, um ein kurzes Empfehlungsschreiben aufzusetzen, in dem sie deine gute Mitarbeit würdigen.

Apropos Empfehlungsschreiben: Warum bittest du deine ehemaligen Arbeitgeber nicht einfach, ein kurzes Testimonial über deine erfolgreiche Tätigkeit in deren Unternehmen zu verfassen? Solche Empfehlungen bringen meistens weitaus mehr als ein Referenzvermerk mit der angeblichen Privatnummer von Elon Musk, der ohnehin nie abhebt.

Wie viele Referenzen sollte ich in meinem Lebenslauf aufführen?

Am besten gar keine. Aber wenn du es schon machst, dann wäre drei die ideale Zahl. Zwei wären etwas dürftig und vier sind zu viel. Lassen wir es also bei drei. Es kommt sowieso immer darauf an, was der Arbeitgeber verlangt und wie anspruchsvoll die Stelle ist, auf die du dich bewirbst. Allgemein gilt aber: Denke lieber zweimal darüber nach, ob du unter deinen Umständen wirklich Referenzen im Lebenslauf brauchst, und wenn ja, wie viele.

Mein Lebenslauf ist zu kurz. Soll ich ihn mit Referenzen strecken?

Nein. Ein kurzer Lebenslauf ist kein Vorwand zur Aufnahme von Referenzen. Wenn du – etwa als Schulabgänger/in oder Studienabsolvent/in – gerade erst frisch in den Arbeitsmarkt einsteigst, dann peppe deinen Lebenslauf lieber mit schulischen Leistungen, einer flotten Zusammenfassung, Praktika, ehrenamtlichem Engagement und jobrelevanten Fähigkeiten auf. Denn im Wesentlichen bist du es, der/die hier die eigene Geschichte erzählt. Deine Referenzgeber können und werden das nicht für dich tun. 

„Referenzen auf Anfrage“ – ein sinnvoller Zusatz?

Der allgemeine Konsens lautet: nein. Wenn du nicht gerade ein blutiger Anfänger bist, setzen Arbeitgeber ohnehin schon voraus, dass Referenzen auf Anfrage verfügbar sind. Im derzeitigen Arbeitsmarkt gilt der Zusatz „Referenzen auf Anfrage“ als überflüssige Phrasendrescherei. Lass ihn einfach weg. Es würde eh nur Stirnrunzeln hervorrufen.

Beispiele für Referenzen im Lebenslauf

Wenn du wirklich berufliche Referenzen in deinen Lebenslauf einbinden möchtest, findest du hier einige Beispiele:

Beispiele für Referenzen

Im Allgemeinen stammen deine Referenzen von den Unternehmen, die du in deinem beruflichen Werdegang bereits aufgeführt hast. Es gibt also keinerlei Veranlassung dazu, diese Leute näher vorzustellen. In manchen Fällen kann es allerdings sinnvoll sein, in einer Zeile ein wenig mehr Informationen zu diesen Personen zu geben.

Fazit

  • Halte Referenzen aus deinem Lebenslauf heraus, wenn sie nicht gerade ausdrücklich verlangt werden.
  • Suche nach Alternativen, um die Unterstützung durch ehemalige Arbeitgeber hervorzuheben, z. B. Empfehlungsschreiben.
  • Führe keine Personen als Referenzgeber auf, die du nicht vorher gefragt hast.
  • Wenn du Referenzen angibst, beschränke dich auf drei.

Viel Erfolg bei der Jobsuche! Und sollte dich jemals ein Arbeitgeber fragen, warum in deinem Lebenslauf die Referenzen „fehlen“, dann kannst du cvapp.de gerne als Referenz nennen!

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